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08 - Toni Krahl - Musikalische Lesung "Rocklegenden"

Ein Konzertbericht mit Fotos von Nadine Nestler und Katharina Kuhn

 

Da wir ja immer wieder für neues zu begeistern sind, hat es uns diesmal zu einer Buchlesung geführt. Denn am Mittwoch den 18.10.2016 in der alten Handelsbörse in Leipzig, stellte Toni Krahl sein Buch vor. Rocklegenden, so heißt es und ist mehr eine Autobiografie als nur Geschichten und Begegnungen mit prominenten Menschen die er in seiner Laufbahn so kennen gelernt hat.

Da wir nun keine Buchkritiker sind geht es uns mehr um den Abend als solchen. Die Location war sehr gut gewählt, das Ambiente und die passende Lichtwahl schafften ein angenehm - wohliges Gefühl, fast so wie auf der eigenen Couch daheim. Für jemanden der Toni Krahls Leben bisher noch nicht so akribisch verfolgt hat, bekam an diesem Abend ein paar sehr spannende Geschichten erzählt. Aber er machte das nicht allein, er holte sich Kai Suttner als Unterstützung dazu. Er ist oder war der Tour- Manager der Band „Puhdys“ und die beiden waren ein gutes Team.

Das versprach kein langweiliger Abend zu werden und schon wurde es still als der erst kürzlich 67 gewordene Berliner anfing aus seinem Leben zu erzählen. Natürlich hatte es die Musik ihm schon in frühen Jahren angetan und die Beatles waren schuld, das er sich die Gitarre seiner Schwester auf ewig geliehen hatte. Mit 16 Jahren spielte er schon so gut das er sogar außerhalb der Lagerfeuer unterwegs war. Wenn er zu seinen Auftritten etwas ganz besonderes anziehen wollte bediente er sich bei 2 ganz bestimmten Pyjama-Oberteilen seiner Mutter. Woche für Woche rannten ihm die Mädels deswegen die Tür ein.

Aber es lief nicht immer alles so rosig wie im rosa Pyjama-Oberteil wie in diesem Moment, denn Toni hatte durchaus einen schweren Start im Leben, er war als Kind im Heim gewesen und mit 18 bereits das erste mal verurteilt. Die Anklage lautete „Staatsfeindliche Hetze“ und schon mit der Inhaftierung war er nicht länger Toni Krahl, sondern nur noch 84 links. Er erzählte einige Geschichten aus dieser Zeit, das die Gefangenen sich zum Beispiel über die leeren Toilettenbecken unterhalten konnten und es für die Wärter ein Fest gewesen war von außen die Spülung zu betätigen während sie kopfüber in den Becken hingen. Auch wenn das sicher nicht der lustigste Moment seines Lebens war, so kamen die Lacher am heutigen Abend sicher nicht zu kurz. Gott sei Dank wurde die Strafe bereits nach 4 Monaten in eine Bewährung umgewandelt. Die politische Situation in der DDR war einfach schwierig zur damaligen Zeit. Aber zurück auf freiem Fuß zog es ihn direkt wieder zur Musik, obwohl es wohl immer „nur“ die zweite Wahl sein würde. Denn aufgrund seiner Haftstrafe wurde ihm das studieren verwehrt.

Bei „ CITY“ wurde gerade der zweite Sänger vermisst. Er war ein Bulgare, der in seinem eigenen Land eingezogen wurde und auf halber Strecke in Jugoslawien ausgestiegen war und nicht wieder gesehen wurde. Das war also Tonis Chance, er schrieb und textete was das Zeug hielt um seinen „Sänger auf Probe“ Status zu verlieren. Da kam er dann, der große Durchbruch,  „Am Fenster“ war geschrieben, und ein Hit. So erfolgreich das es sogar in Griechenland die goldene Schallplatte dafür gab, das heißt nun konnte auch die Promotour im Westen los gehen. Also gab es natürlich über den 1. Besuch in Hamburg und vor allem auf dem der Reeperbahn lustige Geschichten zu hören. Einer der Jungs, in dem Fall Klaus, wurde auserkoren die Dienste der leichten Mädels zu begutachten. Es lief aber alles anders als gedacht, Klaus kam zu keinem Zug außer zu dem seinen Stift zu zücken. Denn jede Dame in diesem Haus verführte ihr Gäste mit der Musik von „CITY“. „Am Fenster“ hätte wohl genau die Länge und Dramatik um die bezahlte halbe Stunde in 7 Minuten zu bekommen. Also gab es an diesem Abend eine Autogrammstunde satt Spielerei, was Klaus seinen Jungs dann in einem nah gelegenen Pub auch erzählte und die es kaum glauben konnten.

1987 kam es dann auch zu einer ganz großen Rocklegende, das Album „Casablanca“ wurde geboren. Aufgrund der etwas kritischen Texte, durfte das Album nur nachts aufgenommen werden denn zu DDR-Zeiten hätte es ja auch der „falsche“ hören können und die Veröffentlichung wäre geplatzt. Später sagte man auch, das dieses Album mit schuld am Untergang der DDR 2 Jahre später trug. Kurz darauf gründeten Fritz Puppel und Toni ihr eigenes unabhängiges Plattenlabel, K&P Music nannten sie es. Sie erkannten genau zur richtigen Zeit, das es einen Wandel der Musik geben würde und die Rechte und Wünsche der Künstler mehr in den Vordergrund gerückt werden sollten. Ein großer Erfolg des Labels war zum Beispiel das Best of Album von „Karat“.

Auch dazu gab es eine schöne Anekdote zu hören, nämlich die von dem 5 Jährigen Jubiläum des Labels . Exzessiv und wild wurde mit prominenten Gästen und Bands, die bereits unter vertrag waren, bei Toni im Garten gefeiert. Das Highlight jedoch war eine Entdeckung, Norbert Leisegang  sang in seinem Wohnzimmer umringt von lauter schöner Frauen ein kleines Privatkonzert. Er spielte unter anderem einen Song der später ein Riesen Hit werden sollte, der Titel hieß „Kling Klang“. Toni spielte ihn uns kurz in seiner eigenen Version vor und heute kennt ihn wohl wirklich jeder.

Nach so viel Musik wurde es mal Zeit für Hollywood, oder zumindest Babelsberg. Sie wollten ihn unbedingt für einen Film mit dem Titel „Max und Moritz Reloaded“, natürlich geht es da in Anlehnung an das Märchen von Wilhelm Busch um 2 verzogene Rotz-löffel. Diese sollten in einem Erziehungslager von 2 früheren NVA Offizieren bessere Manieren gelehrt bekommen, einer dieser Offiziere war Toni Krahl und der andere war Sebastian Krumbiegel von den „Prinzen“. Die zu allem übel auch noch ein schwules Paar  in dieser Komödie spielen sollten, aber der Film trägt heute noch seine Früchte. Denn seit dem sind die beiden gute Freunde und wann immer Toni, Sebastian begrüßt, macht er es auf die selbe weise, „Hi, Willkommen mein Pfirsich“.

Natürlich kann das Buch nicht enden ohne die wahren Rocklegenden noch einmal auf zu führen, ich glaub jeder weiß was jetzt kommt.  „CITY“, „Karat“ und die „Puhdys“ sind sich in ihrer Laufbahn immer wieder über den Weg gelaufen und sollten eigentlich stets Konkurrenten sein und trotzdem entstand über die Jahre eine Freundschaft zwischen allen. So das sie es sich nicht nehmen lassen konnten alle noch einmal zu der wirklich, wirklichen Abschiedstournee der „Puhdys“ gemeinsam in Schwarzenberg auf der Bühne zu stehen. Dieser Tag war für die Fans ein Muss und ein phänomenaler Abschied dieser Band. Mit diesem Gefühl ging auch unser Abend nun zu Ende, es war aber keine gewöhnliche Lesung. Man hatte das Gefühl, sich eher mit einem Freund zu unterhalten und natürlich weil Toni uns hin und wieder auch an seiner musikalischen Zeitreise teilhaben lies. Am Ende konnte jeder noch ein Foto und ein Autogramm bekommen und es blieb kein Wunsch mehr offen.